Eine kleine Geschichte über mein besonderes

Boxenprojekt

 

 

 

 

The story of the

VariOgon

Variable Open Baffle Bass in Paragon Design / Modell 22000

 

 

Seit meiner Jugend beschäftige ich mich mehr oder weniger intensiv mit Musikwiedergabe, mit Hifi-Anlagen und vor allem mit Lautsprecherboxen.

Schon sehr früh kam ich so auch zum Selbstbau von Lautsprecherboxen; gab es doch in den 1970er/1980er jede Menge an Bausätzen und Chassis, selbst von namhaften Herstellern wie KEF, Wharfedale, Celestion, JBL, um nur einige zu nennen.

So habe auch ich, damals viele Boxen selbst gebaut und mach diese auch heute noch.

Dabei sammelte ich einiges an Erfahrung und Kenntnisse und lernte dabei viele verschiedene Boxen und deren Konzepte kennen.
Einige dieser gesammelten Ideen habe ich aus verschiedenen Gründen nie realisiert. Und so entstand in Laufe der Jahre eine immer größer werdende Wunschliste wie meine „idealen Traumboxen“ so sein sollten:

  • Hoher Wirkungsgrad, - am besten mit großen, „organischen“ Hörnern
    (...weil sie so schön aussehen und sie z. B. mit Röhrenverstärkern laufen).
  • OpenBaffle Bass-Konstruktion mit großen Baßchassis
    ( ...viel Membranfläche in Open Baffle wollte ich schon immer mal ausprobieren).
  • EINE große Box die wie die legendäre JBL-Paragon aussieht (...mehr Möbelstück als „Boxen“ ...die Paragon finde ich optisch noch immer schön).
  • Variables, einfaches Gehäuse bei dem man die Chassis im Gehäuse möglichst variabel positionieren kann (...damit man vieles einfach mal ausprobieren kann).

Die Realisierung all dieser Ideen und Wünsche scheiterte dann aber bisher oft an mangelnder Zeit oder aus anderen „alltäglichen“ Gründen.

Manchmal hilft dann aber der Zufall: ein Forenmitglied bot seine wunderschönen, großen Hörner zum Verkauf an, die ich spontan einfach mal kaufte.

 

Das war dann der „Startschuss“ für mein „VariOgon-Projekt“.


Die Auswahl geeigneter Treiber und Chassis....

Die zwei schönen großen Hörner sind sogenannte JMLC 65cm Hörner für 2“ Treiber, Das JMLC steht für Jean Michel Le Cléac´h, dem französischen Entwickler der Hornform.
Der Vorbesitzer der Hörner hat sie mit 2“ Faital Druckkammer-Treibern betrieben und gab mir da auch gleich Empfehlungen.

Ein kurze Recherche im Internet nach weiteren 2“-Druckkammertreibern brachte zwar jede Menge in fast jeder Preislage, aber die Faital-Treiber hatten recht gute Daten und die Herstellermessungen zeigten einen guten linearen Frequenzgang.

Da der Vorbesitzer damit schon sehr zufrieden war hab ich kurzerhand zwei Faital HF201 bestellt.

Fehlten noch geeignete Bass/Mittelton-Chassis für die Hörner.

Idealerweise sollte die Box auch als Zweiwege-System funktionieren und das mit möglichst einfacher Weiche - geplant war von Anfang an auch eine passive Variante.
Mit den großen Hörnern, die man so ab 500Hz einsetzen kann, sollte das möglich sein.
Die möglichst großen Bass-Chassis müssen also auch Mittelton gut wiedergeben können - je „höher“ der „lineare“ Bereich des Frequenzgangs geht, desto besser für mein Projekt.
Eine weitere Wunsch-Vorgabe war die OpenBaffle-Bass-Konstruktion - also Basschassis, die nur eine Schallwand brauchen oder zumindest in offenen Gehäusen funktionieren.

Ich hab dann mal angefangen im Internet nach geeigneten Chassis zu suchen...

 

 

OpenBaffle mit großen Tief- Mittelton-Chassis....

Meine erste Suche begann - natürlich - bei Hifi-Selbstbau.

Leider kamen die von HiFi-Selbstbau bis dahin vorgestellten OpenBaffle-Konstruktionen nicht in Frage - zu geringer Wirkungsgrad.

Eine Suche im Netz ergab einige realisierte OpenBaffle-Bass-Konstruktionen mit „gutem“ Wirkungsgrad - sowohl als Fertigboxen als auch aus dem Selbstbau-Bereich.

Ein Japaner verbaut z. B. einen Eminence Deltalite II 2515 Neo in einem offenen Gehäuse kombiniert mit einem Druckkammer-Hochtonhorn (https://6moons.com/audioreviews/yamamoto9/speaker.html). Zweiwege, passiv, rel. wirkungsgradstark… geht also prinzipiell und scheint auch im Bassbereich nicht ganz schlecht zu klingen.

 

Auch im Selbstbau-Bereich gibt es verschiedene Konstruktionen, die OpenBaffle-Basskonstrukte mit höherem Wirkungsgrad realisiert haben.

So hat z. B. Troels Graveson schon verschiedene Konstruktionen realisiert, von denen z. B. die OBL15 (http://www.troelsgravesen.dk/OBL-15.htm) und die OBL11 im Bass PA-Treiber verwenden, die mit ca. 98db Wirkungsgrad für meine Zwecke geeignet wären.

Mit solchen Treibern wäre somit eine OpenBaffle-Bass-Konstruktion mit meinen Hörnern prinzipiell realisierbar.

Ich hab mir natürlich auch die verfügbare Literatur für OpenBaffle-Konstrukte durchgelesen (z. B. http://www.dipolplus.de/thema7.html). Hier gab es auch jede Menge Hinweise und eine gute Liste mit OpenBaffle-tauglichen Chassis.

Die mit etwas höherem Wirkungsgrad hab ich mir dann auch angesehen.

Um hier nicht nur nach den Datenblättern zu urteilen, hab ich dann doch mal einige der Chassis mit Boxsim simuliert (als CB mit 500000000 Litern Gehäuse ohne Dämmung - um die OpenBaffle-Situation zu simulieren).

Für eine halbwegs brauchbare Wirkungsgradanpassung an das Horn, war mir klar, daß ich mindestens zwei Bass-Chassis pro Kanal brauche. Eine Simulation in Boxsim ergab dann mit zwei Bass-Chassis Wirkungsgrade zwischen 95 und 105db - je nach eingesetzten Chassis. Für eine Pegelanpassung des Horns reichte da meist schon ein Widerstand zwischen 4 und 8 Ohm.

Also konnte ich weitermachen mit meiner Suche nach „geeigneten“ TT/MT-OpenBaffle-Chassis.

Sehr oft wird der recht günstige Eminence Alpha 15A in OpenBaffle verbaut. Mit einem QTS von 1,2 ist er der Theorie nach ideal für OpenBaffle - allerdings nur für den Bassbereich. Für Mittelton ist der offenbar nicht so tauglich.

Diesen Treiber spricht Troels Gravesen in einer seiner OBL-Konstruktionsberichte auch an, verwendet aber in seinen späteren OpenBaffle-Konstrukten einen Eminence Deltalite 2515 - offenbar aus klanglichen Gründen. Interessanterweise ist der Eminence Deltalite 2515 das Chassis, das in der Yamamoto YS500 in passiver Zweiwege-Kombi mit Horn verbaut wurde.

Obwohl der QTS mit 0,38 der Theorie nach nicht ideal für OpenBaffle-Verwendung ist, scheint es - zumindest den Aussagen des 6moons-Testers über die Yamamoto YS500 und den Aussagen von Troels Gravesen zu seiner OBL11 - sehr gut zu funktionieren.

 

Hier mal zwei Kommentare von Troels Gravesen über die OBL11:

1.:„Wie bei der OB7 und OB9 erlebt, ist es etwas Besonderes, einen 12-15-Zoll-Bass-Treiber auf einer offenen Schallwand zu haben, und wir erkennen sofort, was es bedeutet, einen Bass-Treiber in einer Box zu haben. Alles andere als eine offene Schallwand klingt "kistenförmig". Dieser 15" Eminence Bass-Treiber macht den Bass physisch und ein Drum-Kit klingt plötzlich wie ein Drum-Kit. Ich habe schon einmal über 15-Zoll-Bass-Treiber auf offenen Schallwänden geschwärmt und werde mich nicht wiederholen. Es ist etwas Besonderes und macht die meisten herkömmlichen Lautsprecher langweilig und überdämpft.“

2.: „Nun, ….ich hatte vergessen, was ein 15 "auf einer offenen Schallwand bewirkt. Ich wusste, dass es gut war, aber so gut? Ehrlich gesagt schlägt die Bassleistung jede andere Konstruktion auf diesen Seiten (Anm.: seine Webseite mit mehr als 70 Boxenkonstruktionen), unabhängig vom Preis. Keiner meiner anderen Lautsprecher kommt dem überhaupt nahe. Wenn Sie Niels Henning Ørsted Pedersen auf „This is all I ask“ hören, verfolgen Sie "Just In Time", und Sie werden wissen, was ich meine. Die Artikulation in unteren Registern ist phänomenal und die allgemeine Dynamik beängstigend. Dies entspricht in etwa dem, wie ein Kontrabass klingen sollte. Selbst der beste 10-Zoll-Treiber in einer Reflex- oder Closed-Box wird niemals in der Lage sein, solche Details und vorübergehende Reaktionen zu liefern. Der zu zahlende Preis ist Größe ... Das Saxophonsolo von Phil Woods (Track 7) hat in meinem Wohnzimmer noch nie besser geklungen als auf diesen OBLs. Vollmundig und lebendig...“

 

Der Frequenzgang des Eminence Deltalite 2515 geht bis ca. 2500Hz recht „linear“ (wie die Yamamoto YS500 zeigt)… und käme damit meiner Vorstellung viel mehr entgegen als ein Eminence Alpha 15A.

In seiner aktuellsten OB15-Kombination verwendet Troels Graveson dann einen Faital 15PR400, dessen Frequenzgang sogar bis fast 4000Hz sehr linear verläuft…. also noch idealer für mein Projekt.

Damit waren die TT/MT-Chassis gesetzt: Je Stereo-Kanal 2 x Faital 15PR400

Nun stand die Form und das „Design“ der zukünftigen Box zur Überlegung an.

 

 

Der Paragon-Gedanke

Die extravagante Form und auch die schiere Größe der JBL Paragon haben mich schon immer sehr fasziniert.

Stereo-Wiedergabe mit nur EINER großen Box, die mit ihrer Gestaltung und der gebogenen Frontfläche mehr nach schönem, hochwertigem Möbel als nach Lautsprecherbox aussieht, das fasziniert mich bis heute!

 

 

 

Ein paar Sätze zur JBL Paragon:

Die JBL Paragon war schon seinerzeit - in den 1960ern - legendär.

Die US-amerikanische Zeitschrift AUDIO titelte in einem Testbericht 1962: „Das war das erste Mal, daß ein Lautsprecher die Redakteure begeisterte.“
In Handarbeit und nur in wenigen Exemplaren gebaut, galt sie lange Zeit als einer der best-klingenden Boxen ..und auch heute hat sie nichts von ihrer Faszination und ihrem legendären Charakter verloren.

Das Design der Paragon ist allerdings nicht nur aus optischen Gründen so. Die Entwickler - ein gewisser Col. Richard R. Ranger und Arnould Wolf - machten sich Gedanken über die „ Stereowiedergabe“.

Hier mal ein Auszug aus einer Arbeit von Col. Richard R. Ranger:

Die übliche Methode, zwei Lautsprechersysteme zu verwenden, die ungefähr zwei Meter voneinander entfernt sind, bedeutet, dass die Zuhörer ihre Stühle in einer Linie entlang der Achse dieser Anordnung aufstellen müssen, ähnlich wie bei einer Eisenbahn, um eine echte Stereoanlage zu erhalten.

Dies liegt daran, dass nur entlang dieser Symmetrieachse die beiden Lautsprecher durchgehend den gleichen (räumlichen) Effekt erzielen. Sobald sich der Hörer von der Achse weg bewegt, hat der Lautsprecher, zu dem er sich bewegt, Vorrang. Die Schallintensität nimmt mit zunehmender Entfernung schnell ab und der weiter entfernte Lautsprecher verliert schnell an Nähe.

Dies kann vermieden werden, indem der Schall von jedem Lautsprecher gegen eine gekrümmte Oberfläche projiziert wird, die als konvexe Linse für den Schall wirkt und ihn stärker auf die dem Lautsprecher gegenüberliegende Seite lenkt als auf die eigene Seite. Der konvexe Refraktor beseitigt somit die scharfe Symmetrieachse, bei der die geringste Abwanderung des Zuhörers aus der Mitte so störend ist.

Im Hörbereich vor dem integrierten PARAGON Lautsprechersystem wird durch die Energie der beiden Stereokanäle eine vollständige Schallfront aufgebaut, die von mehreren Personen sofort wahrgenommen werden kann. Die Symmetrieachse übt also kein instabiles Gleichgewicht mehr auf den kritischen Hörer aus.

Col. Richard R. Ranger ist auch „Teil“ der offiziellen Produktbezeichnung:
JBL-Ranger Paragon / Modell 44000.

 

Die JBL Paragon ist das Design-Vorbild für mein Projekt - EINE große Box mit den wesentlichen Proportionen und „Design-Merkmalen“ der JBL Paragon.

 

 

 

Umsetzung - das Konzept der „Box“

Ein „Gehäuse“ benötigen eigentlich nur die TT/MT-Chassis. Die Hörner oder andere HT-Chassis sollen ohnehin auf die Box gestellt werden können - also nicht „fest“ verbaut. Sie sollen später relativ frei positionierbar sein und könnten nach den akustischen Gegebenheiten ausgerichtet werden - und man könnte recht einfach auch mal andere HT-Chassis ausprobieren.

Da es ja eine OpenBaffle-Konstruktion wird, spielt das Gehäusevolumen prinzipiell keine Rolle, „limitiert“ somit nicht die Abmaße der „Konstruktion“.
Ein weitere meiner Wunschvorgaben“ ist ja eine möglichst variable Positionierung der TT/MT-Chassis im „Gehäuse“, so daß ich sie im „Gehäuse“ beliebig zueinander anordnen kann.

Dann könnte ich jede Anordnung (beide nach vorne abstrahlend, L-, H-, V-Anordnung, etc...) ohne „Gehäuseneubau“ ausprobieren.

So meine prinzipiellen Überlegungen zum „Gehäuse“.

Die Idee „Schallwände“ zwischen zwei „Seitenwände“ nur zu klemmen - also weder zu verkleben noch zu verschrauben - hatte ich schon länger und auch schon länger eine Vorstellung wie ich das realisieren kann.

Da die Box aufgrund der Ähnlichkeiten zur JLB Paragon eher breit als hoch wird, bietet sich hier ein „Klemmen“ zwischen den Ober- und Unterseiten der Boxen an.

Die Ober- und Unterseiten werden über lange Gewindestangen miteinander verbunden, quasi wie große Schraubzwingen und die Schallwände und „Trennwände“ klemmen nur dazwischen.

Mit einer solchen Konstruktion kann ich dann die „Schallwände“ und Trennwände jederzeit nach Lockerung der Gewindestangen verschieben und beliebig positionieren.

Die Dimensionierung konnte ich recht einfach mit einem Zeichenprogramm machen. Die Position der Gewindestangen und die Abmaße der Schall- und Trennwände wurden so gewählt, daß möglichst viele „Anordnungen“ möglich sind ohne daß Gewindestangen „im Weg sind“.

Die Abmasse der Ober- und Unterseiten orientierten sich an den Proportionen der JBL Paragon... und es wurde auch eine gebogene Frontfläche vorgesehen - sowohl aus optischen Gründen aber auch um - wie beim „Original“ - Reflexionen über diese gebogene Fläche realisieren zu können.

Die Nussbaum-Ausführung der JBL-Paragon wirkt zwar sehr schön, passt aber nicht zu meiner Einrichtung, also hab ich eine schwarze Variante gebaut - die gabs auch von der JLB-Paragon...

 


Das Ganze besteht aus zwei Hälften bzw. zwei einzelnen „Boxen“, die zusammengestellt mit der gewölbten Frontfläche die Paragon-Form ergeben.

Dadurch können die zwei „Hälften“ auch mal getrennt als einzelne Stereo-Boxen aufgestellt werden - auch hochkant (die Hörner bzw. Hochton-Einheiten werden ja ohnehin nicht fest mit der Box verbunden).


Das ist in jedem Fall eine sehr variable und vielseitig verwendbare Konstruktion.

 

 

Der Zusammenbau

Den Zuschnitt der benötigten Holzteile erledigte der örtliche Baumarkt und das „Zusammenschrauben“ einer ersten Hälfte zeigte, daß das Klemmprinzip prinzipiell funktioniert und ausreichend stabil ist.


Auf die seitlichen Stirnseiten der Schall- und Trennwände habe ich noch Dichtband aufgeklebt. Das dichtet die Wände gegeneinander ab und gewährleistet zumindest eine halbwegs dichte Wand innerhalb der Box.

In die Seitenwände und in die Ränder der Ober- und Unterseite habe ich Nuten eingefräst. Mittels Metallschienen in den Nuten sind die Seitenwände somit mit einer Nut-Feder-Verbindung mit der Ober- und Unterseite fixiert, damit diese beim „Entspannen“ der Klemmung nicht herausfallen oder sich ungewollt verschieben. Zudem versteifen diese Nut-Feder-Verbindungen das Gehäuse, so das es sich nicht so leicht verzieht.

Auch eine Dichtleiste für die Trennwände kam noch hinzu, einige Trennwände waren Zehntel-Millimeter kürzer und wurden deshalb nicht fest genug geklemmt.

Für die Verschraubung habe ich erstmal große Flügelmuttern auf der Oberseite genommen, damit ich das Ganze ohne Werkzeug leicht festklemmen und lösen kann. Später wurden diese großen Flügelmuttern dann gegen schönere, flache Muttern aus Edelstahl ausgetauscht.

 

Für die Hörner, die nur auf die Box gestellt werden, hab ich einen Ständer gebaut, mit dem das Horn schwenkbar ist.

 


Für die Manger-Schallwandler habe ich mehrere Gehäuse aus Plexiglas gebaut.

Ich musste allerdings verschiedene Varianten ausprobieren und bin dann bei der Open-Baffle-Konstruktion gelandet (rechts im Bild unten). Die machte letztendlich von den dreien die wenigsten „Probleme“.

Dadurch wirken die Manger-“Oberteile“ schwebend, transparent und eher wie Kunstwerke.

 

 


Erste Töne

Nachdem ich die erste Hälfte mit zwei Basstreibern zusammengeschraubt hatte, hab ich sie schon mal kurz angeschlossen - ich wollte zumindest mal hören, ob es mit den Treibern in OpenBaffle überhaupt was werden kann ...und ja, der Bass klang gar nicht mal schlecht, ich hatte „schlimmeres“ befürchtet.

 

Nach kurzer Zeit konnte ich dann beide Hälften komplett mit Hörnern in Betrieb nehmen. Die gewölbte Fläche vorne ist nur geklemmt und kann abgenommen werden - falls man mal zwei einzelne Boxen haben will.


Die TT/MT-Chassis hab ich erstmal in einer L-Anordnung positioniert wobei der eine nach innen auf die gewölbte Fläche strahlt und der zweite nach vorne abstrahlt, aber zum Teil von der gewölbten Frontfläche verdeckt wird.

 

Die Erstinbetriebnahme erfolgte aktiv über eine miniDSP 2x8 mit icePower-Endstufen. Jedes Chassis hat einen eigenen Kanal mit eigener Endstufe.

Als Quelle kam ein Uralt-iMac mit iTunes zum Einsatz.

Aus meiner früheren Boxenbauzeit (1970er) hatte ich noch in Erinnerung, daß es mit „simplen“ 6db/Oktave-Weichen (ein Kondensator und eine Spule) bei Zweiwege-Konstruktionen meistens schon „gut klang“. Also hab ich damit angefangen. Ich wollte ohnehin erstmal nur hören, ob da überhaupt Potential ist. „Komplexere“ Weichen und PEQs kann man später per DSP immer noch machen.

Mit 2000Hz 6db/Oktave als Trennung hab ich dann mal angefangen (...ausgehend von zwei früheren Messungen der HTs, bei denen es bei 1500Hz Trennung einen deutlichen „Buckel“ gab, der bei 2000Hz Trennung weg war).


Die Lautstärken der Hörner zu den TTs hab ich erstmal nur so nach Gehör eingestellt.

Und dann ich war überrascht, wie gut es damit schon klang.

Eine erste Wedel-Messung mit dem iPhone zeigte auch gar keinen so schlechten Frequenzgang.

Der Bass war dann doch noch zu laut und daraufhin hab ich den jeweils zweiten TT viel tiefer getrennt (150Hz 6db/Okt) - quasi nur noch zur Tiefbassunterstützung.

Danach sah die Messung schon viel gleichmäßiger aus und das war dann schon recht gut anhörbar.

Der Bass gefiel mir aber klanglich noch gar nicht. Es fehlte Druck und „Punsh“ - zudem war da ein unnatürliches „Knocken“ bei bestimmten Schlagzeugpassagen.

Da die zwei einzelnen Basschassis bei dieser ersten Anordnung ja in der Tiefe schon recht weit gegeneinander versetzt sind, könnten deren Laufzeitunterschiede eine Ursache für den schlechten Bassklang sein.

Also hab ich alle Chassis mit einer Rampen-Signal-Messung entsprechend korrigiert.


Und voila: danach klang es viel, viel besser.

Der Bass war stimmiger und viel knackiger und auch im Mitteltonbereich klang es runder. Die Stereobühne hat sich auch verbessert und es machte schon echt Spass zu hören.

Dadurch, daß jedes Chassis einen eigenen DSP-Kanal mit separater Endstufe hat, sind Veränderungen bez. Delay, Trennfrequenzen, Filter etc. sehr schnell und komfortabel machbar - das ist schon ein echter Vorteil.

Egal ob man später mal eine passive Version draus macht - allein für die Entwicklung, Abstimmung etc. ist eine aktive DSP-Lösung von enormem Vorteil.

 

Bis hierhin habe ich noch recht wenig gemessen und mehr gehört.

An „Messequippment“ hatte ich bis dahin nur zwei Dateien (Rosa Rauschen und Rampen-Signal) sowie zwei iPhone-Apps verwendet („STUDIO-SIX Audio-Tools“ für FFT-Messung und „Oscope“ für Ramp-Signal-Messung). Ich hab damit bis dahin auch nur drei mal kurz gemessen - und dann einfach Musik gehört.

Vom ersten Ergebnis war ich jedenfalls schon sehr angetan.

Mit rel. wenig Einstell- und Abstimm-Aufwand konnte ich schon sehr gut und mit Spass Musik hören.

Die Teile können (natürlich) lauter als meine Diskus-Wohnzimmeranlage ...was aber nicht verwundert, ist ja ein Druckkammertreiber mit Horn und zwei PA-Bass-Mitteltontreiber pro Seite verbaut!

Was mich aber sehr überrascht hat ist der mögliche Basspegel der OpenBaffle-Konstruktion, das funktioniert offenbar erstaunlich gut!

 

Messen... und Hören... und...

Zum weiteren Messen verwendete ich nun auch DIRAC. Eigentlich ein Programm zur Raumkorrektur, eignet sich aber auch ganz gut für Messungen.

Das Mikrofon habe ich auf den Hörplatz im Sweetspot gestellt und dann gemessen (immer nur eine Messung, keine Mehrfachmessung oder Mittelung oder gar Raumkorrektur).


Mir ging es ja erstmal um die „Ermittlung“ sinnvoller Trennfrequenzen und um einen Pegelabgleich der Chassis (folgend die Messungen der Chassis einzeln).


Für erste Hörsessions wurden dann für den äußeren TT 1000Hz/6db und für den Inneren 80Hz/6db eingestellt. Die HTs wurden bei 1500Hz mit 6db/Okt getrennt und invertiert. Die Pegel der HTs wurden 8db abgesenkt und die Pegel der beiden inneren TTs wurden um 4db abgesenkt.

Da für die Chassis paarweise unterschiedliche Endstufen zum Einsatz kommen, konnte ich die Werte nicht absolut nehmen - die Messungen sollten aber zeigen welche zu leise oder zu laut waren.

Die erste Gesamt-Messung (am Hörplatz) sah dann schon gar nicht mal so schlecht aus - eigentlich ein recht linearer Verlauf. Die HT-Chassis waren noch zu leise im Vergleich zu den TT-Chassis.

Als nächstes wollte ich wissen wie sich die zweiten inneren TT-Chassis auf den Verlauf auswirken - also den Pegel auf 0db gesetzt und die Trennfrequenz auf 120Hz/6db/Okt.

Nicht so deutlich, aber machen den Bass unterhalb 300Hz lauter.

Nach ein paar weiteren Messungen hab ich die Pegel der Hochtöner angehoben, die Trennfrequenzen der inneren TT-Chassis wieder auf 80Hz gesenkt und jetzt für die TTs einen 12db/Okt-Filter gesetzt. Das sah dann wie folgt aus.

Wird besser - zumindest der Messung nach.

Aber messen ist nicht gleich Hören. Also hab ich erstmal wieder etwas Musik gehört.

Es klang viel besser als vorher - schon mal nicht schlecht. Nach ein paar Höreindrücken, fiel mir ein, daß ich für die 6db/Okt Trennungen die HTs invertiert hatte. Da ich jetzt ja im TT mit 12db/Okt trenne nahm ich die HT-Invertierung mal raus.

 

Zudem hab ich jetzt noch die HT-Chassis etwas nach innen eingewinkelt.

 

Die Messung dazu sah dann so aus:

Und klanglich wurde es immer besser.

Damit habe ich dann erstmal eine Zeit lang Musik gehört... Abstimmung, Feinarbeit etc. sind noch ein langer Weg.
Interessant finde ich, daß es im Bassbereich bis unter 30Hz geht, nicht nur messtechnisch. Die tiefen Harfenklänge von Andreas Vollenweider klingen gewohnt tief und auch sauber - ohne dröhnen oder wummern. Offenbar funktioniert OpenBaffle mit diesen Chassis trotz rel. wandferner Aufstellung sehr gut.

 

 

Variationen

Mittlerweile habe ich die „Bassbox“ auch mal mit Manger Schallwandlern kombiniert. Das klingt (erwartungsgemäß) etwas anders und auch sehr gut - der typische Manger-Klang passt auch sehr gut zum trockenen Bass der OpenBaffle-Bassbox.

Auch optisch gefiel diese Kombination nicht nur mir.

 

 

 

Umzug

Die „Boxen“ gefallen mir mittlerweile optisch und klanglich so gut, daß ich mich entschlossen habe, sie ins Wohnzimmer zu „transferieren“ - meine Manger-Diskus-HSB21 Anlage ist damit Geschichte!

Durch die einfache Zerlegbarkeit und Montage der VariOgon war das Zerlegen und der „Wiederaufbau“ in etwa 1,5 Stunde erledigt.

Der Anschluss an meine Wohnzimmeranlage erfolgte bisher ohne Raumkorrektur. Trennung und ein paar wenige PEQs zur tonalen Abstimmung habe ich über den miniDSP nanoDIGI 2x8 realisiert.

Ansonsten kommt die bisherige Technik zum Einsatz (MacBook, Recklocker, nanoDIGI, Metronom NOS-DAC, Hifi-Academy Class-D-Endstufen, Spectral Audio Class-A-Endstufe).

Die OpenBaffle-Bassbox funktioniert auch im deutlich größeren Wohnzimmer und mit völlig anderer Aufstellung hervorragend. Der Bass klingt fast im ganzen Wohnzimmer sauber, tief und „trocken“. Ein „Wummern“ oder stärkere Bassmoden hört man praktisch nicht - das ist schon toll.

Über die Trennfrequenz, den Filtertyp, das Delay sowie den Pegel der inneren TT-Chassis kann ich den Bass an den Raum anpassen. Je nach gewählten Parametern klingt es satter, trockener oder eben nicht.

Mittlerweile hat sie auch ihre Partytauglichkeit bewiesen - anläßlich meiner kleinen Geburtstagsfeier im Wohnzimmer durften auch die Nachbarn mithören ... ob sie wollten oder nicht.

Die VariOgon mit den Hörnern können jedenfalls richtig laut und das ohne daß es dröhnt oder schrill oder gar „nervend“ klingt. Ein bisschen erinnert mich das an die legendäre Big Betty - da war deren mühelose Lautstärke bei gutem Klang auch mit das Beeindruckenste.

 

 

Erweiterungen

Wenn ich die VariOgon mal als „kompaktes“ HiFi-Musikmöbel sehe, könnten auch die Endstufen und andere Audio-Geräte in das VariOgon-Gehäuse integriert werden. Allerdings nicht einfach so in die Box hinter die Chassis, sondern in einem eigenen schmalen Gehäuse das man zwischen die zwei VariOgon-Hälften montieren kann.

Damit würde zudem auch noch die Basisbreite der zwei Hörner ein bisschen größer.

Im ersten Schritt sollte Platz für die zwei bisher von mir verwendeten Endstufen für die Bass-Chassis sein und idealerweise auch noch für ein paar der anderen Komponenten.

Langfrístig sollen dann mal komplette Dreikanal-Plate-Amps und ein Bluetooth-/Streaming-fähiges „Frontend“ (z. B. ein miniDSP Flex) in ein solches „Gehäuse“.

Damit ist die VariOgon dann wirklich nur EINE Box für die Musikwiedergabe.

Ausgehend von den Abmaßen der zwei HiFi-Akademy Endstufen habe ich ein 30 cm breites „Zwischengehäuse“ gebaut. Darin ist dann auch noch Platz für einen DAC für die Hochtoneinheiten, den Mutec Reclocker sowie das Linearnetzteil für den DAC.

Die Endstufe für die wechselbaren Hochton-Einheiten stelle ich erstmal auf oder hinter die VariOgon. Auch weitere Anlagenkomponenten - z. B. ein Plattenspieler - lassen sich auf die Oberseite stellen; das wirkt optisch durchaus schön.

Das Zwischengehäuse an sich ist fix verschraubt. Die Oberseite ist wie die Oberseiten der VariOgon-Gehäuse mit einer Nut-Feder verbunden und kann zur besseren Zugänglichkeit der Geräte abgenommen werden. In die Front und in die Rückseite können noch Abdeckungen „geklemmt“ werden - je nachdem ob man (bis auf Lüftungsschlitze) alles geschlossen haben will oder ob man Geräte von vorne noch bedienen will. Da die Öffnung weitgehend von der gewölbten Front verdeckt wird sieht man keine Gerätefronten, die „äussere Optik“ bleibt erhalten.

Das Zwischengehäuse wird mit den zwei VariOgon-Hälften auch nur über Gewindestangen verklemmt - das gleiche Prinzip wie die Gehäuse der VariOgon. Die gewölbte Front ist dann etwas breiter, was aber auch noch den Paragon-Design-Proportionen entspricht.

Die ganze VariOgon-“Konstruktion“ wiegt zwar einiges, lässt sich aber auch noch auf dem Boden verschieben - zum Ausrichten im Raum und für die Installation und Verkabelung der Geräte. Die Ausrichtungen der Hochtöner zueinander bleiben dabei erhalten - es ist ja EINE Box!


Soweit mal meine Geschichte über mein besonderes Boxenprojekt.

 

 

...ein erstes Fazit

Für mich ist mein VariOgon-Projekt jedenfalls bis hierhin schon ein ganzer Erfolg!

Mit dieser Konstruktion konnte ich viele meiner Ideen umsetzen und sie funktionieren auch alle.

Das Design übertrifft meine Erwartungen und nicht nur ich finde sie sehr gelungen und ansprechend. Die Box sieht aus wie ein Möbelstück, wie ein schönes Sideboard.

Die Form und die Proportionen - ob mit Hörner oder MSW - sieht der alten JBL Paragon sehr ähnlich... so sollte es werden.

Das Konzept und die Konstruktion bietet zudem mit anderen Materialien, Farben oder z. B. Glasscheiben auf der Oberseite noch einigen „Gestaltungsspielraum“.

Mit diesem Projekt ging es mir hauptsächlich um die Umsetzung, von lang gehegten Ideen („Paragon“-Design, OpenBaffle-Bass, große „organische“ Hörner, Boxenkonstruktion die vielfältige Chassis-Variabilität ermöglicht, leichte „Zerlegbarkeit“) und ich wollte ein „variables Boxensystem“, mit dem ich zukünftig ein wenig „experimentieren“ kann.

Ursprünglich war es nicht mein Ziel, eine neue Box zu bauen, mit der ich gut Musik hören kann - dafür hatte ich ja bereits ein paar gute Anlagen.

Daß sie jetzt doch in meinem Wohnzimmer die Manger Diskus und die HSB21-Bassboxen „ersetzt“, zeigt, wie gut sie mir jetzt gefällt - optisch und klanglich!

Auch die praktische Umsetzung meines Projektes war für mich gut realisierbar.

Der konzeptionelle Entwicklungsaufwand beschränkte sich weitgehend auf Internet-Recherchen zu bereits realisierten ähnlichen Konstruktionen und deren Analyse (wobei mir meine jahrelange Beschäftigung mit den Themen Hifi-Anlagen, Boxenbau und Hören sicherlich zugute kam).

Das meiste der benötigten Materialien konnte ich im Handel erwerben und die notwendigen Holzarbeiten konnte ich mit Oberfräse, Tischkreissäge und Akkubohrmaschine an zwei Nachmittagen erledigen.

Leimen, Spannen, Trocknen, Spachteln, Lackieren und den nötigen Platz dafür ...all das war Dank der Verwendung von schwarzem MDF und beschichteten Ober- und Unterseiten (Siebdruckplatten) sowie der „Schraubkonstruktion“ nicht nötig.

Den Zusammenbau konnte ich dann staubfrei direkt im Hörzimmer machen.

Die „Variabilität“ der Konstruktion konnte ich dann beim Umzug ins Wohnzimmer ausprobieren. Die VariOgon war problemlos mit wenig Werkzeug innerhalb von ca. 45 Minuten zerlegt und fast ebenso schnell und einfach wieder aufgebaut.

Für mich ein sehr erfolgreiches „Projekt“.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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 Joachim Liepold
im Juni 2023


 
 
 
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